Wie reagiert das Babygehirn auf bewegte Bilder?

Unsere erste Studie mit Lübecker Babys! Diesmal ein eher Methoden-orientiertes Projekt. Die meisten EEG-Studien mit Babys analysieren sogenannte ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs). Das bedeutet, dass wir den Babys eine große Anzahl sehr ähnlicher Bilder (oder Töne) vorspielen, und uns dann die durchschnittliche Hirnreaktionen auf diese Bilder (oder Töne) anschauen. Das ist zum einen für die Babys schnell langweilig, zum anderen entspricht es natürlich auch nicht dem, was ein Baby im normalen Alltag sieht oder hört. In diesem Projekt haben wir also einen neuen Analyseansatz aus der Erwachsenenforschung ausprobiert. Wir haben den Babys eine Folge „Peppa Wutz“ vorgespielt, und dabei das EEG-Signal aufgezeichnet. Anschließend haben wir uns mithilfe sogenannter Encodierungs-Modelle das Verhältnis zwischen dem aufgezeichneten EEG-Signal und bestimmten Videoparametern, insbesondere der Tonspur und dem Bewegungsanteil im Bild angeschaut. Dabei konnten wir sehr robuste und deutliche Reaktionen sowohl im auditiven als auch im visuellen Bereich beobachten. In Zukunft können solche Ansätze dazu genutzt werden, natürlichere und für die Babys spannendere Experiment zu entwickeln. 

Jessen, S., Fiedler, L., Münte, T.F., & Obleser, J. (in press). Quantifying the individual auditory and visual brain response in 7-month-old infants watching a brief cartoon movieNeuroImage.

Vertrauenswürdigkeit & Objektverarbeitung im Säuglingsalter

In vorherigen Studien konnten wir zeigen, dass Säuglinge Gesichter, die von Erwachsenen als besonders vertrauenswürdig wahrgenommen werden, anders verarbeiten als solche, die sich nicht durch besondere Vertrauenswürdigkeit auszeichnen. In unserer neuen Studie haben wir nun untersucht, ob die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit einer Person auch einen Einfluss darauf hat, wie ein Baby Dinge verarbeiten, die diese Person anschaut. Tatsächlich scheint dies der Fall zu sein und sowohl die Vertrauenswürdigkeit als auch die Blickrichtung einer Person beeinflussen, wie Dinge verarbeitet werden.

Jessen, S. & Grossmann, T. (2019). Neural evidence for the impact of facial trustworthiness on object processing in a gaze-cueing task in 7-month-old infants, Social Neuroscience.

https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17470919.2019.1651764?journalCode=psns20

Kognitive Kontrolle, Motivation, und der IFJ

Zur Abwechslung mal ein anderes Thema als Säuglinge und soziale Entwicklung: in ihrem neuen Artikel untersucht Bernadette, welche Rolle der linke IFJ (inferior frontal junction) für den Zusammenhang zwischen kognitiver Kontrolle und Motivation spielt. Was hat diese Hirnregion also damit zu tun, dass wir besser zwischen zwei Aufgaben hin und her wechseln können, wenn wir mehr Geld für das richtige Lösen der Aufgaben kriegen? Weitere Infos gibt es hier:  

Hippmann, B., Kuhlemann, I., Bäumer, T., Bahlmann, J., Münte, T.F., & Jessen, S. (in press). Boosting the effect of reward on cognitive control using TMS over the left IFJ. Neuropsychologia, 125, 109-115.

https://authors.elsevier.com/c/1YYUT6TBFiEvX

Renate-Maaß-Preis 2018

Dr. Sarah Jessen wurde gestern für ihre Forschungsarbeit zur sozialen Entwicklung im Säuglingsalter mit dem Renate-Maaß-Preis 2018 für Hirnforschung an der Universität zu Lübeck ausgezeichnet! Vielen Dank an die Universität und die Renate-Maaß-Stiftung für diese Ehrung, und natürlich an die zahlreichen Familien aus Lübeck und Umgebung, ohne die unsere Forschungsarbeit hier nicht möglich wäre.

Mehr zur Auszeichnung und zur Preisverleihung gibt es hier:

https://www.uni-luebeck.de/aktuelles/nachricht/artikel/die-preise-der-universitaet-2018.html

Welche Rolle spielen räumliche Frequenzen für die Emotionsverarbeitung von Säuglingen?

In einem neuen erschienen Artikel untersuchen wir ob Säuglinge sich bei der Emotionsverarbeitung eher auf niedrige räumliche Frequenzen (also eher großflächige Formen) oder eher auf höhere räumliche Frequenzen (also kleine Details) verlassen:

Jessen, S. & Grossmann, T. (in press). Exploring the role of spatial frequency information during neural emotion processing in human infants. Front. Hum. Neurosci.

Neue Veröffentlichung zur unbewussten Verarbeitung von Gesichtsmerkmalen

In einer neuen Studie können wir zeigen, dass 7-Monate alte Säuglinge unterschiedliche Hirnreaktionen auf mehr oder weniger vertrauenserweckende Gesichter zeigen, auch wenn sie diese nicht bewusst wahrnehmen.

Jessen, S. & Grossmann, T. (in press). Neural evidence for the subliminal processing of facial trustworthiness in infancy. Neuropsychologia.